
Mit einem Paukenschlag verabschiedete sich an diesem Wochenende Rikli Motorsport aus der Saison 2008. Peter Rikli gewann auf seinem Honda Accord beide Rennen der ADAC PROCAR auf dem Salzburgring.
Freuen konnte sich Peter Rikli schon am Freitagabend, da er im Qualifikationstraining seinen Division 1-Boliden in der ersten Startreihe platzierte: "Der Accord geht perfekt; wären mir nicht im entscheidenden Moment einige Division 2-Fahrzeuge in die Quere gekommen, wäre auch die Poleposition möglich gewesen."
Ein Rückstand von lediglich 12/100 Sekunden auf Jack Lemvard (BMW) war dennoch eine gute Ausgangslage für die Rennen der PROCAR-Meisterschaft, die diesmal bereits am Samstagvormittag ausgetragen wurden.
Der Wangener hatte sich zwar vorgenommen, die beiden letzten Wertungsläufe der PROCAR ruhig anzugehen - ihm fehlte ja lediglich ein Pünktchen für die Vizemeisterschaft - so sah er nach dem Start seine Chance jedoch gekommen. Nachdem Polesetter Jack Lemvard mit einem technischen Defekt ausgeschieden war, konnte Peter Rikli das Rennen kontrollieren und fuhr als Sieger über den Zielstrich des ersten Rennens.
Im zweiten Lauf hatte Peter Rikli einen rundenlangen Zweikampf mit dem Eidgenossen Remo Friberg (BMW). Der Honda Accord setzte sich in den Windschatten des BMW und war auch diesmal am Ende der Sieger. Vier Runden vor Rennende überholte er aus dem Windschatten heraus und erzielte seinen zweiten Doppelsieg in dieser Saison.
Salzburgringkenner Peter Rikli: "Ich habe nach drei oder vier Runden Remo mit der Absicht vorbei gelassen, dass ich ihn die Führungsarbeit machen lassen wollte. Ich hab mich im Windschatten ziehen lassen und dabei mein Material geschont. Einen Angriff wollte ich erst in der letzten Runde starten, aber nach einem zeitigen Fehler von Friberg war ich durch und konnte meinen Sieg nach hause fahren."

Stephan Zbinden, Honda Civic: Stephan Zbinden war motiviert angereist, konnte seinen Honda Civic im Zeittraining jedoch nur auf den sechsten Startplatz stellen: "Ich bin zum ersten Mal hier am Salzburgring. Es ist eine wunderschöne Strecke. Das Auto geht gut, aber die Getriebeübersetzung ist einfach zu kurz. Der Motor ist okay, aber auf den langen Geraden ständig im Drehzahlbegrenzer." So blieb dem Zollikofener, das Beste aus seiner Situation zu machen. Er fuhr sein Rennen und überquerte als Fünfter den Zielstrich.
Im zweiten Rennen, in dem Jack Lemvard von hinten starten musste, ließ sich der Civic-Pilot im Windschatten des Asien-Meisters bis an Oleg Petrishin (BMW) heranziehen, als plötzlich der dritte Gang des Getriebes seinen Dienst versagte. "Hier braucht man sehr häufig den dritten Gang, weshalb ich Petrishin nicht mehr angreifen konnte. Stattdessen habe ich Dario ein wenig geholfen", erzählte Stephan Zbinden nach dem Rennen, das er als Fünfter beendete.
Nach einigem Pech während der letzten Rennen war Zbinden mit der Saison sehr zufrieden: "Ich hatte mir vorgenommen, in der Tabelle unter den ersten zehn der Division 1 zu landen. Dieses Ziel habe ich erreicht. Es war ein schönes Jahr. Das Auto hat mir Freude gemacht und auch im Team habe ich mich gut aufgehoben gefühlt. Mein großer Wunsch wäre, im nächsten Jahr mit Peters Accord in der PROCAR zu fahren."
Dario Pergolini, Alfa 147 JTD: Das Qualifying lief für Dario Pergolini nicht optimal. Seine schnelle Runde musste der Italiener abbrechen. "Es gab ein Geräusch in der Technik. Ich hab die Runde sofort beendet und die Box angesteuert, um nicht einen größeren Schaden zu riskieren. Wir werden den Abend zur Reparatur nutzen", erklärte Pergolini.
Hatte der Italiener im ersten Rennen keine Chance, Alfa-Markenkollegen Uwe Reich zu halten, so gab es im zweiten Rennen ein Fotofinish der beiden Kontrahenten. Pergolini: "Meinem Auto fehlt ja erheblich Leistung im Vergleich zum Reich-Alfa. Aber ich habe gekämpft. Stephan Zbinden hat mir Windschatten gegeben und ich bin an Uwe Reich wieder herangekommen. Am Ende hab ich mal freundschaftlich angeklopft."
Der Alfa-Pilot zieht dann auch ein überaus positives Resümee: "Ich bin Dritter in der Meisterschaft und habe einen Sieg in dieser ersten Saison erzielen können. Das Team hat eine Superarbeit gemacht, das Auto immer gut vorbereitet und ich habe von Peters Erfahrungen profitieren können. Es hat großen Spaß gemacht und jetzt freue ich mich auf Dijon, wo ich evtl. die Hondas testen darf."
Internationale Konkurrenz im ETCC
Ab Samstagmittag wurden die Karten neu gemischt. Peter Rikli nahm als einziger Schweizer auch am Programm des European Touring Car Cup (ETCC) teil. Die Reifenumstellung von Dunlop (PROCAR) auf Yokohama (ETCC) empfand der Honda-Pilot als "brutal.
Das Setup ist komplett umzubauen", was die Mannschaft bis zum Zeittraining nach dem PROCAR-Rennen zu erledigen hatte. Die Eidgenossen qualifizierten sich in dem starken 20 Fahrzeuge zählenden Feld mit Fahrern aus 12 Nationen auf Rang 16 für die Startaufstellung. "Zu den ungewohnten Reifen kam noch, dass ich keinen richtigen Windschatten für eine schnelle Runde fand", berichtete Peter Rikli am Samstagabend.
Im ersten von zwei Wertungsläufen kämpfte der Schweizer Honda lange in einer Gruppe von sieben Fahrzeugen um die Positionen ab Rang vier und fuhr am Ende als Zwölfter über die Ziellinie. "Es war ein toller Windschattenfight über viele Runden, aber als ich mit zwei Rädern neben die Piste geraten war, hatte ich keinen Anschluss mehr am vorausfahrenden Charlie Geipel."
Im zweiten Rennen lief es zunächst perfekt für den Holzbauunternehmer. Den vermeintlich stärkeren BMW 320si von Kristian Poulsen setzte er über viele Runden unter Druck und griff nach Rang sieben. Aber am Ende von Runde zehn standen der Rikli-Honda, der BMW und der erhoffte 12. Gesamtrang im Kiesbett. Peter Rikli versuchte, am Abend seine Enttäuschung zu verbergen:
"Poulsen hat mir beim Überholen die Tür zugemacht, ich konnte ihm nicht mehr ausweichen und so sind wir leider beide neben die Strecke gerodelt. Die Trauben hängen international schon verdammt hoch. Aber, auch wenn das Ergebnis nicht ganz unseren Wünschen entspricht und wir leider jetzt auf das ETCC-Preisgeld verzichten müssen, haben wir gezeigt, dass wir mit unserm Rennfahrzeug 'Marke Eigenbau' zumindest im guten Mittelfeld mit dabei sind."
Den Saisonabschluss setzen die Eidgenossen traditionelle in Dijon. Der diesjährige Trackday findet am 27. Oktober auf der ehemaligen französischen GP-Strecke statt. Nur noch wenige Plätze sind frei. Wer sein Auto auf dem anspruchsvollen Rennkurs testen und Rikli Motorsport persönlich kennenlernen möchte, sollte sich schnell anmelden. (pw)

FIA ETCC
Rennen 1:
1. Michel Nykjaer (DEN)
2. Richard Goransson (SWE)
3. Oscar Nogues (ESP)
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12. Peter Rikli (SUI)
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Rennen 2:
1. Oscar Nogues (ESP)
2. Michel Nykjaer (DEN)
3. Richard Goransson (SWE)
...
14. Peter Rikli (SUI)
Tabelle Endstand 2008:
1. Philip Geipel 92
2. Peter Rikli 78
3. Jens Guido Weimann 47
4. Jack Lemvard 46
5. Oleg Petrishin 35
6. Charlie Geipel 30
7. Andrej Romanov 29
8. Mathias Schläppi 28
9. Franz Engstler 26
10. Stephan Zbinden 18
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Division 3
Rennen 1:
1. Uwe Reich
2. Dario Pergolini
Rennen 2:
1. Uwe Reich
2. Dario Pergolini
Tabelle Endstand 2008:
1. Uwe Reich 129
2. Erwin Lukas 82
3. Dario Pergolini 46
4. Kai Jordan 30
5. Stefan Michels 8
www.rikli-motorsport.ch
Petra Weddige, MotorSport-Concepts, Fotos: Volker Lange und ADAC PROCAR