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7cars.de Caterham Motorsport Wie beginnt man einen Bericht, der mit dem Dümmsten aller möglichen Rennunfälle endet. Einfach geradeaus fahren kann jeder, sollte man meinen, nur nicht wenn der Mitstreiter etwas dagegen hat. In 31 Jahren Motorsport habe ich einige Unfälle erlebt, die mit ungewollten Berührungen ein her gingen. Rennunfälle wie sie im Gerangel um die bessere Position einfach geschehen können. Nun aber doch noch einmal von vorn. Mein Qualifying hatte ich verbockt, indem ich die 20 Minuten zum Anfahren eines neuen Satz Slicks benutzt hatte. Dazu werden 3 – 4 Runden mit bescheidenem Tempo absolviert, um danach den Luftdruck zu kontrollieren bzw. abzulassen. Die verbleibende Zeit wollte ich für ein oder zwei Chaos- Runden nutzen. Die Boxenampel stand auf Grün. Los geht´s. Kaum aus der Boxengasse heraus schwenkten die Streckenposten die rote Flagge, also Abbruch oder Ende des Trainings. Na Klasse, Zeit vertrödelt, da einfach einige Minuten zu spät ins Auto gestiegen. So musste eine Zeit von 2.41.567 aus den Taita- Runden für den Startplatz 10 in der 5. Reihe herhalten. Nicht schlecht, da ich wusste das ich ohne Anstrengung mindestens 3 – 4 Sekunden schneller fahren konnte. Der Start ist perfekt gelungen. Nach der Eau- Rouge fand ich mich bereits auf dem 7. Platz wieder. Ein französischer Teilnehmer vor mir, ein weiterer beim Anbremsen innen rechts neben mir und der lachende dritte „ Franzmann" fuhr sogar außen noch um uns herum. Der sauber erkämpfte Starterfolg bereits in der Les Combes-Kurvenkombination wieder verloren. Auch Kollege Kurt Hoffmann schlüpfte bei dieser Gelegenheit wieder durch, so das die ursprüngliche Reihenfolge erneut hergestellt war. Reifen schonen und die Gegner studieren hieß mein Motto für die nächsten 3 Runden, als in Runde 4 die ersten wedelnden Hecks und kleinere Quersteher ankündigten, dass die harte Gangart des Vorausfahrenden und rangelnden Pulks ihren Tribut forderte. Schnell spürte ich die perfekte Balance meines Autos, da ich den Speed des Pulks vor mir völlig entspannt mitgehen konnte. Das dieser Pulk schnell unterwegs sein musste bestätigte auch das Auflaufen auf die Startnummer 78 M. Johnstone und 27 Michele Tommasi, die von Position 5 + 6 gestartet und phasenweise schon außer Sichtweite waren. Langsam den Druck erhöhend ohne die Reifen zu überfordern, Bremspunkte eher zu früh als zu spät wählend, dafür aber als erster wieder mit ruhig liegendem Auto auf dem Gaspedal, verhalf mir einen nach dem anderen auszubremsen oder aus der La Source heraus aus zu beschleunigen. Innerhalb von 2 Runden die Verbesserung von Platz 10 auf 6, den sich Malcom Johnstone allerdings noch einmal durch einen seeeehr breiten Fahrstil zurückeroberte. Die Kampflinie kostet aber Zeit und fordert das Material. In der neuen Paddock Rechts – Linkskombination ein wilder Quersteher mit anschließendem Seitenwechsel von Malcolm, um mir die optimale Linie auf die La Source zuzumachen. In der Mitte vor mir auf die Haarnadel zufahrend entschloss ich mich früh zu bremsen und M. Johnstone auf der Innenlinie aus zu beschleunigen. Aus der La Source nebeneinander heraus beschleunigend, kam Malcolm bedrohlich nahe und zwang mich an die Pylonen, die die Einfahrt in die alte Boxengasse verschlossen, ließ mir dann aber wieder Platz um weiter zu beschleunigen. Die zweite Attacke nun aber im 4. Gang, endete ähnlich wie die Erste nur mit drohender Nähe, ohne Konsequenzen. Mittlerweile im 5. Gang bei geschätzten 180 Km/h angekommen endet die 3. Attacke der Startnummer 78 mit einer vollen Breitseite und folgenschweren Auswirkungen. Ohne das Wort mit den 7 Buchstaben auch nur zu Ende denken zu können, spüre ich nach einem Schlag von links, den Einschlag in die Mauer und das aufsteigende Auto. Abwechselnd sehe ich den Himmel, Asphalt, Himmel, Asphalt usw. um nach weiteren unzählbaren Drehern und Kippbewegungen am Berg in der Eau-Rouge zum Stehen (besser Liegen) zu kommen. Die ungewollte Achterbahnfahrt schien nicht mehr aufhören zu wollen. Der Motor läuft auf Vollgas, da ich mich unbewusst im Auto abgestützt bzw. verstemmt habe und auf dem Gaspedal stand. Beim eigenen Betätigen des Hauptstromschalters fällt mir auf, das das Atmen sehr schwer fällt. Nachdem ich analysiert hatte, dass ich alles bewegen konnte, bin ich aus dem Auto ausgestiegen und realisierte erst jetzt, wie weit das Auto auf zwei Rädern gesprungen, gedreht, gekippt und geschliddert ist. Die ärztliche Untersuchung ergab nur mehrere geprellte Rippen. Zurück im Fahrerlager erfahre ich erst wie heftig dieser Abflug gewesen ist und das leider auch Zuschauer verletzt wurden. In diesem Zusammenhang keimte erst der Gedanke auf, was gewesen wäre, wenn! Für mich stellte sich selbstverständlich auch die Frage nach dem warum und ob ein Fahrer mit einem Blackout wie diesem noch in den Motorsport gehört. Die Entschuldigung des Fahrers im schottisch knappen Stil: Oh Thomas I´m so sorry, mit bibberndem Unterkinn schien zumindest echt zu sein. Die anschließende Disqualifizierung des Teilnehmers sorgte für meine Entlastung bei der Schuldfrage. So ließen die Filmaufnahmen von HAY- FISHER keinen Zweifel daran, dass Mr. Johnstone auf der Geraden eine Kurve gesehen haben muss und nach rechts abbiegen wollte. Die Aufnahmen werden in der Caterham Motorsport DVD Saison 2007 zu sehen sein. Nachdem Schrecken und der Erkenntnis das viele Teilnehmer und Zuschauer unglaubliches Glück im Unglück hatten, entpuppte sich die Zeitenliste für mich als weiteres Trostpflaster. Beim Anblick des 3,3 Rennen alten 7Cars- CSR auch bitter nötig. Mit einer Rundenzeit 2.36.833 war mir in Runde 6 ( Unfall in Runde 8 ) die zweitschnellste Rundenzeit gelungen. Keine halbe Sekunde auf den Spitzenreiter mit 2.36.360, zeigte mir, das wir unsere Schulaufgaben in Richtung Caterham CSR Fahrwerkseinstellung richtig gemacht haben. Gehen wir nun von einem Körpergewicht von 78 kg ( Clive Richards ) zu 92 kg ( Ja ich, leider ) aus, so sind die 4,73 zehntel schon durch diesen Gewichtsunterschied zu erklären. Wir sind dem erklärten Saisonziel, aus eigener Kraft unter die ersten 5 zu fahren, sehr nahe gekommen auch wenn der dramatische Ausgang des Rennens kurzzeitig den Gedanken aufkommen ließ, dass man die Wochenenden auch entspannt im Garten verbringen könnte. Aber wie gesagt, nur ganz kurz. Wir sehen uns am Nürburgring 5. – 7.10.2007
- Thomas Klein - Bilder: Norbert Meier 02.09.2007 / MaP More News
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