Mit einer überlegten Fahrt und cleverer Reifen-Nutzung sicherten sich Ulli Andree/Fredy Lienhard jr./Andreas Middendorf den Sieg beim Sechs-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.
Der Erfolg war hart umkämpft, aber verdient. Ulli Andree stellte den Volvo S60 des PSR-Teams aus Adenau auf die Pole seiner Klasse, spürte aber schon in der Qualifikation den heißen Atem von Uwe Nittel in seinem Nacken. Das deutsche Rallye-Ass fuhr einen mit hochwertiger DTM-Technik aufgebauten Mercedes und avancierte zu einem der Hauptgegner der Volvo Besatzung.
Andree ging vom Start weg in Führung. „Aber ich war bass erstaunt über Motorleistung und Höchstgeschwindigkeit des Mercedes", wunderte der Kölner sich beim Studium der Rückspiegel. „Nittel überholte mich auf der Döttinger Höhe, als ob ich stehen würde. Ich musste in den Runden bis zum Boxenstopp richtig hart kämpfen, um den Rückstand nicht zu groß werden zu lassen."

Andree übergab nach elf Runden an zweiter Position liegend an Andreas Middendorf und zeigte sich sehr zufrieden: "Unser neuer Reifenpartner Yokohama hat uns denselben Reifen zur Verfügung gestellt, wie er auch in der WTCC benutzt wird. Es liegt nun an uns als Team, das Setup weiter zu perfektionieren, um die Qualitäten des Reifens ausschöpfen zu können.
Dabei sind wir heute schon wieder einen Schritt weiter gekommen und werden von den Yokohama-Technikern auch blendend unterstützt. Im Hinblick aufs kommende Rennen in 14 Tagen haben wir schon heute entsprechende Fahrwerksänderungen im Kopf, um die Yokohama Reifen über einen Turn von bis zu 13 Runden von Anfang bis Ende bestmöglich nutzen zu können.
Besonders begeistert mich die Konstanz der Yokohama und in schnellen Kurven vermittelt der Reifen zudem viel Vertrauen, auf der Bremse ist er ebenfalls ein unglaublicher Fortschritt. Nicht zuletzt wegen dieser Eigenschaften war ich in der Lage, die Pace des Mercedes nach dessen Anfangsattacken und trotz dessen überlegenen Topspeeds mitgehen zu können.
Die Rundenzeiten waren in Abhängigkeit vom Verkehr immer auf einem ähnlichen Niveau. Und man darf dabei nicht vergessen, dass wir die sechs Stunden bewusst mit einem deutlich zahmeren Motor gefahren sind, als üblich."
Weil die PSR-Mechaniker schneller arbeiteten als die Techniker des Mercedes-Teams, verlies Middendorf die Box knapp als neuer Spitzenreiter. Doch der Architekt aus Grevenbroich konnte sich des Mercedes nicht lange erwehren. „Ich hatte keine Chance, ihn zu halten – und ich habe auch gar nicht versucht, mich aggressiv zu wehren", schilderte Middendorf.

„Wir hatten uns im Vorfeld einen Sechs-Stunden-Fahrplan mit entsprechenden Rundenzeiten zurechtgelegt, und an den habe ich mich genau gehalten. Dass der Mercedes zunächst schneller fahren konnte, hat mich nicht gestört. Denn wir spielten mit einer entsprechenden Taktik bewusst auf Zuverlässigkeit."
Middendorf hielt Platz 2 sicher. Dabei musste er in seinem Turn einen taktischen Kniff anwenden. Die neuen Yokohama Reifen überschritten ihren Peak nach jeweils zehn Runden. „Für unsere Strategie brauchten wir aber Turns von 12 bis 13 Runden", rechnete Teamchef Danny Berk vor. „Wir mussten uns also etwas einfallen lassen."
Auch Middendorf fiel auf: „In den ersten zehn Runden waren die Reifen sensationell. Auf der Bremse boten sie eine sehr positive Veränderung, und das Einlenkverhalten war viel sauberer – allerdings muß die Einlenkgeschwin-digkeit genau passen, da sind die Yokohama sehr anspruchsvoll, aber eben auch schnell. Doch nach zehn Runden boten sie nicht mehr die optimale Seitenführungskraft beim Einlenken auf der Bremse, sodass man den Reifen schnell überfahren konnte."
Das PSR-Team zog einen taktischen Joker und holte Middendorf nach 11 Runden zu einem kurzen Tankstopp an die Box – ohne dabei die Reifen zu tauschen. „Die kurze Standzeit hat schon gereicht, dass die Reifen sich wieder erholten", blickte Middendorf zurück. „Auf einmal konnte ich wieder 20 Meter später bremsen. Das macht schon was aus."
Middendorf musste durch den taktischen Stopp zunächst nicht nur den Mercedes von Nittel und Co. ziehen lassen, sondern auch dem schnellen Honda S2000 von Norbert Bermes den Vortritt lassen. Als dann Fredy Lienhard jr. sich für den letzten Turn ins Cockpit des Volvo S60 schnallen ließ, hatte der Schweizer ein ordentliches Stück Arbeit vor sich. Der Mercedes schied jedoch mit einem technischen Defekt aus und Lienhard eröffnete die Jagd auf den Honda, der mit einer komplett anderen Taktik unterwegs war als der Göteborger Fünfzylinder.
„Ich wusste nicht, ob der Honda noch mal an die Box muss oder durchfahren kann", erinnert sich Lienhard. „Deswegen fuhr ich acht Runden lang ziemlich offensiv und legte einen schnellen Rhythmus vor. Anhand der Zeiten, die ich in dieser Phase realisierte, war klar: Ich hätte den Honda auch in der Endphase des Rennens noch auf der Strecke überholt."

Da dieser aber noch seinen letzten Stopp einlegen musste, ging Lienhard jr. ohne große Mühe vorbei auf Platz 1. Den verteidigte der Eidgenosse sicher bis ins Ziel. „Der Sieg beim Sechs-Stunden-Rennen bedeutet uns sehr viel. Denn das Rennen ist nun mal der Saisonhöhepunkt; unsere Klasse war stark besetzt wie noch nie, und wir mussten uns wirklich strecken", strahlte Teamchef Berk. „Die Piloten haben unsere Marschroute perfekt umgesetzt, und unser neuer Reifenpartner Yokohama trägt einen großen Anteil an diesem Erfolg."
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