
Strahlender Sonnenschein herrschte am Wochenende beim zehnten und elften Saisonlauf der ADAC-Procar auf dem Nürburgring. Noch strahlender erlebten die Zuschauer den Wiggensbacher Franz Engstler (BMW 320i), der seine Chance nutzte und die Meisterschaft in der Division 1 bereits nach dem ersten Rennen auf dem 3,618 km langen Sprintkurs für sich entscheiden konnte.
Der einzige, der ihm den Titel an diesem Wochenende noch hätte verwehren können, war der Russe Vladimir Labazov. Dessen BMW 320i blieb jedoch gleich am Start wegen Antriebswellenschaden stehen und musste in der Sicherheitszone bis zum Beginn der Reparaturpause geparkt werden. Maria de Villota Comba schaffte, nach Platz drei im Rahmen des 24h-Rennens am Nürburgring und Platz zwei bei der FIA GT in Oschersleben, nun endlich erstmals auch den Sprung auf das oberste Treppchen des Siegerpodestes.
Die Spanierin fuhr mit Platz zwei im ersten und dem Sieg im zweiten Lauf ihr bis dato bestes Wochenend-Ergebnis ein. Bei den 1600-Kubik-Fahrzeugen konnte sich am Ende Thomas Mühlenz (Recklinghausen) zweimal durchsetzen und eroberte sich damit die Tabellenführung zurück. Ebenso konnte der Wolfsburger Kai Jordan mit zwei Laufsiegen in der Division 3 seinen Vorsprung auf seinen Verfolger Uwe Reich um weitere vier Punkte ausbauen.

Division 1: Meisterschaft entschieden – Kampf um Vizemeistertitel entbrannt
Beim zehnten Lauf konnte sich Franz Engstler (BMW 320i E46) gleich von Beginn an durchsetzen und fuhr einen ungefährdeten Start-Ziel-Sieg ein. Damit sicherte er sich vorzeitig den diesjährigen Meistertitel der ADAC-Procar.
Durch den Ausfall des Russen Vladimir Labazov (BMW 320i E46) im ersten Rennen war an dieser Tatsache nichts mehr zu rütteln. Der frischgebackene Champion nahm zur Startaufstellung des elften Laufes erneut auf der Pole Position Platz. Die einzige Frau im Starterfeld, Maria de Villota Comba (Chevrolet Lacetti) setzte sich dann in der dritten Runde, nach einem harten Zweikampf mit dem Wiggensbacher, an die Spitze. Bei den Versuchen, die Führung zurückzuerobern, erlitt Engstlers BMW einen Defekt am Kühler, so dass er zur Reparatur die Box aufsuchen musste.
Dort leistete ihm wenig später sein Teamkollege Andrej Romanov (BMW 320i E46) wegen Temperaturproblemen an der Hinterachse Gesellschaft. Nicht das letzte Mal in diesem Rennen, dass der Russe in der Boxengasse zu Gast war. Beim Herausfahren überquerte der Moskauer dann die weiße Linie an der Boxenausfahrt, was für ihn in der achten Runde eine Drive-Trough-Strafe zur Folge hatte. Solch eine Durchfahrtsstrafe ereilte eine Runde zuvor auch seinem Landsmann Vladimir Labazov für eine Aktion gegen Peter Rikli (Honda Accord).
„Sein Verhalten ist mir einfach unverständlich", ärgerte sich der Schweizer. „Nachdem wir kollidierten blieb er einfach auf dem Gas und drückte mich voll in die Reifenstapel. Das bedeutete dann natürlich das Aus für mich." Maria de Villota Comba brachte, nach Platz zwei in Rennen eins, ihren ersten Sieg in dieser Saison ungefährdet ins Ziel und schob sich damit auf Platz zwei in der Gesamtwertung vor. „It’s fantastic!" freute sie sich ausgelassen und konnte es selbst kaum glauben. Teamchef Beat Maurer jubelte gleich mit ihr:
„Ich durfte in den letzten Jahren bereits einige Male mit auf dem Podest stehen, doch dieser Sieg zählt zu den schönsten Momenten in meiner Rennsportkarriere." Auf Platz zwei und drei landeten die Teamkollengen Philip Geipel und Sebastian Stahl (beide Toyota Corolla T-Sport), die sich über die gesamte Distanz einen sehenswerten und fairen Zweikampf lieferten.
Am Ende hatte der Leubnitzer Geipel die Nase vorne. Nach Platz drei im ersten Rennen konnte er damit wichtige Punkte für den engen Kampf um den Vizemeistertitel einfahren. „Das war eines der besten Rennen der Saison." lautete sein Fazit. "Es hat mir riesigen Spaß gemacht. Der Fight mit Sebastian war großartig. Wir sind fahrerisch auf ähnlichem Level. In meiner gesamten Procar-Zeit habe ich mit noch keinem Fahrer so gut harmoniert."
Und was meint der frisch gekürte Meister zum Rennen auf dem Nürburgring? Der lächelt erst verhalten bevor das Grinsen dann breiter wurde. „Natürlich freue ich mich riesig über den Titelgewinn. Der erste Lauf lief super. Ich konnte das Rennen von Anfang an kontrollieren und mir die zehn Punkte sichern. Im zweiten Rennen gab es dann im Zweikampf eine Berührung mit Maria's Chevrolet.

Mein Wagen verlor daraufhin in den folgenden beiden Runden an Kühlleistung, da die Luftführung beschädigt war und ich an die Box musste. Ich konnte das Rennen zwar fortsetzen, aber an Punkte war nicht mehr zu denken. Jetzt hoffen wir natürlich, dass mein Teamkollege Andrej Romanov noch den Vizemeistertitel holen kann."
Division 2: Spannung bis zum Zielstrich
Thomas Mühlenz (Citroën C2 VTS) konnte in der Eifel seinen ersten Doppelsieg der Saison feiern und damit die Tabellenführung in der Division 2 zurückerobern. Zufrieden resümiert er nach dem Rennen: „Über den Ausgang der beiden Läufe bin ich sehr glücklich. Dieses Wochenende hat erneut bewiesen, dass wir mit dem C2 auf dem richtigen Weg sind. Auf dem Sachsenring gilt es für mich die Führung weiter auszubauen."
Andreas Ziggel (Citroën Saxo VTS), der die Tabelle bis dato angeführt hatte, erzielte in beiden Stints Rang zwei, allerdings unter erschwerten Bedingungen: „Bei der Ausfahrt zur Startaufstellung stellte ich fest, dass ich nicht mehr schalten konnte. Am Ende musste ich das Rennen aus der Box starten. Mein Speed war gut und so konnte ich mich wieder nach vorne kämpfen.
Im zweiten Lauf bin ich mit Uwe Reich aneinander geraten. Danach konnte ich die Pace der anderen nicht mehr mitgehen." Nur ein einziger Punkt (86 zu 85 Zähler) trennen nun die beiden Titelaspiranten Mühlenz und Ziggel, der Meisterschaftskampf bleibt damit äußerst spannend. Dabei hat auch das Verfolgerduo Guido Tierfelder (Peugeot 207 Sport) und Jens-Guido Weimann (Ford Fiesta ST) noch theoretische Titelchancen (39 bzw.
40 Punkte Rückstand) bei noch 40 zu vergebenden Punkten. Beide fielen im ersten Lauf aus, Thierfelder wegen Motorschaden und Weimann wegen eines abgebrochenen Dreieckslenkers nach einer Kollision mit Charlie Geipel, und konnten im zweiten Rennen nicht mehr starten. Den dritten Platz teilten sich Charlie Geipel (Toyota Yaris) im ersten und Oliver Kerlé (Citroën Saxo VTS) im zweiten Lauf.

Division 3: Diesel ziehen gleich
Wie schon auf dem EuroSpeedway in der Lausitz hieß der Sieger auf dem Nürburgring zweimal Kai Jordan (VW Golf 2.0 TDI). Mit Uwe Reich lieferte er sich ein sehenswertes Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide konnten die Pace der Division-2-Fahrzeuge problemlos mitgehen. Der Wolfsburger überquerte die Ziellinie im ersten Lauf sogar noch vor diesen. „Das ist uns ja bereits auf dem EuroSpeedway schon gelungen und ist auch der Status, den ich immer erreichen wollte", erklärt Jordan.
„Dadurch, dass die beiden Divisionen von der Leistung so eng zusammengerückt sind, bekommt der Zuschauer einfach mehr Zweikämpfe und guten Rennsport geboten." Das sieht sein Kontrahent genauso.
„Ich hatte riesigen Spaß hier auf dem Nürburgring." freute sich Reich: „Die Abstimmung des Fahrwerks war einfach genial. Ich konnte mit Kai mithalten und ihn stellenweise richtig unter Druck setzen."
In der Meisterschaft hat Reich zwar weitere vier Punkte auf den Tabellenführer eingebüßt, doch bleibt die Titelentscheidung weiterhin offen. Das Siegerpodest der beiden Nürburgring-Läufe komplettierte der Bergisch-Gladbacher Erwin Lukas in seinem Opel Astra GTC CDTI.
Bevor das große Saisonfinale der ADAC Procar in der Motorsport Arena Oschersleben (29. bis 30. September) ausgetragen wird, gehen die Teilnehmer noch bei den Saisonläufen 12 und 13 vom 15. bis 16. September auf dem Sachsenring in Hohenstein-Ernstthal auf Punktejagd.
- Brigitta Niemann- photos Jens Galkow