Der Sohn von Tourenwagen- und Sportwagenlegende Hans Heyer ist einer der Newcomer der Saison.

Kenneth Du bist jetzt in allen Serien ein paar Läufe gefahren, was sind deine ersten Eindrücke?
Kenneth Heyer: „Die Belcar hat momentan eindeutig das beste Gesamtpaket, viele Autos, Zuschauer und hervorragende Piloten. Die ADAC GT Masters hat auch viele gute Piloten ist aber noch im Aufbau was die Starterzahlen anbelangt. Hier muss man fairerweise den Veranstaltern aber auch noch Zeit geben. Hier sehe ich National eine große Chance.
Die FIA-GT3 Europameisterschaft ist zwar die Serie mit den meisten Teilnehmern, leider aber auch die schwächste Serie was die Piloten anbelangt. Hier ist es für meinen Geschmack teilweise zu krass, wie die Amateure von den möglichen Zeiten der jeweiligen Autos abweichen.
Alle Serien sind jedoch mit wunderschönen Autos bestückt und fahren auf sehr abwechslungsreichen Strecken."
Du bist in der Deutschen ADAC GT Masters und Belcar einer der Top Leute und hast bereits sehr positive Eindrücke hinterlassen. Wie resümierst Du bis jetzt?
Kenneth Heyer: "In der Belcar haben wir durch Eigenverschulden das Podium drei mal knapp verpasst. Vom Speed gehören wir zur Spitze und waren immer unter den ersten fünf in Trainings und Rennen. Die Dodge Viper ist momentan ein kleines Problem. Die GT3 hat leider die Lambos, Ferraris und auch die Porsche – die seit Oschersleben ein neues Kit haben – nach-homologieren lassen.
Waren wir noch klar auf einem Level mit Porsche und Corvette, so sieht das nun etwas anders aus. Fakt ist, dass man die besten Zeiten mit Reverenzfahrern nehmen muss und nicht ob eine Dodge in der FIA-GT3 Europameisterschaft, mit ausschließlich Amateuren, mal aufs Podium gekommen ist. Unser Auto ist mittlerweile nur über die Distanz mit ausgeglichener Fahrweise in der Lage unter die Top 5 zu kommen.
Wenn jemand sagt, das liegt an den Piloten, muss ich leider sagen, dass wir gleichschnell in Oschersleben waren wie die Pole Position ein Jahr zuvor. Leider sind andere Marken halt über drei Sekunden schneller geworden. Diese Problematik zeigt sich auch in Belgien, England und Frankreich."

Das hört sich aber etwas verbittert an, ist die GT3 also nicht so gut im Umgang mit der Einstufung?
Kenneth Heyer: "Nein, um Gottes Willen. Es gibt nur ein paar Fragen die man halt in die Runde werfen muss. Der Porsche ist laut Reglement der Referenzwert. Wieso wird er dann mit einem Kit verbessert? Das heißt eigentlich alle Autos müssen einen neuen Vergleichstest machen, oder nicht? Denn schließlich wurden alle auf den Original 997Cup und dessen Level abgestimmt.
Momentan läuft es etwas aus dem Ruder. Es gibt Autos mit knapp 200kg weniger, Traktionskontrolle und Lenkradschaltung und wir fahren mit viel Gewicht und H-Schaltung. Wenn wir alle nachhomologieren, fahren wir bald GT2 Autos. Das ganze Team von GS Motorsport muss halt überlegen was man macht und wie wir darauf reagieren. Oreca will bei der Dodge nichts Neues homologieren lassen und damit sind wir in einer Sackgasse.
Wenn ich Lamborghini-Pilot wäre, würde ich jetzt ganz klar gar nichts von mir geben. Ist doch logisch, dass muss man fairerweise erwähnen. Nur wir haben halt dieses Paket nicht und über den Dingen stehend gibt es diese Problematik nun mal."
Wie sieht denn die weitere Planung aus?
Kenneth Heyer: „In drei Wochen bestreiten wir die 24h-Spa Francorchamps mit einer Dodge Viper und wollen dort erfolgreich sein. Dann kommt Lausitzring und die damit verbundenen Entscheidungen werden wir nun kurzfristig fällen. Dazwischen noch FIA-GT3 EM in Brünn."
FIA-GT3 EM in Brünn ist ein gutes Stichwort. Was fährst Du in der EM und wie sehen da die Planungen aus?
Kenneth Heyer: „Ich bin dort in das Projekt von Topspeed Racing eingebunden. Die setzen die Ford Mustangs ein. Ein schweres Muscle Car mit enormer Leistung. Hier gibt es viele Nebenschauplätze und man muss abwarten wie es sich entwickelt.
Das Auto hat definitiv Potenzial, muss aber verbessert werden. Wenn die Mustangs nicht antreten gibt es ein zwei Alternativen, dass muss man dann sehen."

Wo ist Kenneth Heyer in 1-2 Jahren? Wo will er hin?
Kenneth Heyer: „Das Ziel vor der Saison war, beantworten zu können, ob ein Weg Richtung Profi überhaupt sinnvoll ist. Das ist nun beantwortet und mit guten Trainings und Rennen unterstrichen. Jetzt muss der Weg ganz klar Richtung GT1 oder GT2 gehen. Ob bereits 2008 bleibt abzuwarten. Ich könnte mir auch ein weiteres GT3 Jahr mit Meisterschaftsambitionen vorstellen. Wie immer liegt das an den Partnern und bestimmten Entwicklungen.
Auf Dauer sollte man probieren sich als Profi zu etablieren und sich für Werke zu empfehlen. Mittlerweile glaube ich stark an mich und weiß, was ich will. Wir gehen zwar nicht immer den Weg des geringsten Widerstands, wie man so schön sagt, aber ich kämpfe innerhalb und außerhalb des Cockpits um jeden Millimeter.
Mehr Ehrgeiz geht glaube ich auch nicht. Also sollten die FIA-GT, DTM oder LMS dauerhaft realistische Ziele sein. Ein bißchen Glück gehört natürlich auch dazu, aber man kann es auch ein wenig erzwingen."
Zu deiner Rennfahrerkarriere die sich gut entwickelt bist Du im eigenen Familienbetrieb in leitender Position. Wie verbindet man zwei Fulltimejobs eigentlich miteinander und wo sind die Vor- und Nachteile einer solchen Konstellation?
Kenneth Heyer: „Was machen eigentlich Fahrer, die nicht arbeiten bis zum Donnerstag in der Woche? Oder Leute die mehrere Firmen leiten? Es kommt auf den jeweiligen Typ Mensch an. Ich brenne von morgens bis abends und bin mit dem Familienbetrieb aufgewachsen und lebe dies auch aus.
Die Rennerei ist halt die einzige Sache, die ich mir zusätzlich erlaube. Wenn man donnerstags Abend weg muss, muss der Laden organisiert sein. Das fällt mit guten Leuten, die einen vertreten, die man aber auch selbst installiert, leicht. Wir, die neue Generation der Firma Heyer, sind glücklicherweise zu zweit. Ralf Pomp ist Verwandter und Partner zugleich und wir ergänzen uns sehr gut. Dazu gute Angestellte, Ehrgeiz und Biss. Im Grunde ist Rennsport und das, was wir im Betrieb machen, ziemlich gleich.
Ich bin als Fahrer sowie als Chef Anführer und Verbündeter zugleich und bin für Ergebnis und gute Stimmung tragend verantwortlich. Man geht Wege jedoch nie alleine, so dass man eben seine ganz persönliche Handschrift vertreten und einfließen lassen muss, sie aber auch zu den anderen passen sollte. Das gilt auch wieder für Rennerei und Arbeit.
Nachteilig ist nur die Tatsache, dass man eben nur dafür leben darf. Freizeitaktivitäten beschränken sich auf Fitnessprogramm und eine Woche Urlaub im Jahr."

Was macht ihr denn? Was stellt ihr her?
Kenneth Heyer: „Wir sind Hersteller von Asphalt, Beton und im Recycling tätig. Über die Jahre kamen immer mehr Geschäftsfelder hinzu, so machen wir zum Beispiel heutzutage auch Kompostierung. Das hätten wir vor 10 Jahren auch noch nicht gedacht. Man muss sich halt viel einfallen lassen. Wir sind aber gut organisiert und haben keine Angst vor neuen Dingen."
Wie ist Kenneth Heyer privat?
Kenneth Heyer: „Ein ruhiger Zeitgenosse, der den Ausgleich sucht. Ich bin seit fast sieben Jahren in festen Händen. Von dieser Seite her werde ich in meinen sogenannten Schandtaten optimal unterstützt. Ich habe zwar klare Vorstellungen und Ziele und bin sehr aktiv, aber ich bin auch mal der Typ der sich drei Videofilme hintereinander anschaut und relaxt.
Die Mischung macht es halt. Ich brauch aber vielleicht weniger Ausgleich als der Durchschnitt. Sportlich brauche ich ein Umfeld, in dem ich mich wohl fühle, wo ich Vertrauen aufbauen kann. So wie momentan bei GS Motorsport. Dann bin ich am effektivsten."
Kenneth wir danken Dir für deine offenen Worte und wünschen Dir weiterhin den maximalen Erfolg!
Kenneth Heyer: „Vielen Dank!"
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